Über die Bedeutung osteuropäischer Garagen

Garagen hatten und haben in Osteuropa auch heute noch eine besondere Bedeutung

L-infos - In Osteuropa - in der ehemaligen DDR im Übrigen auch - sind Garagen nicht einfach nur Unterstände für PKWs, sie haben eine weitaus größere Bedeutung.

Nachdem der Kommunismus die Plattenbauten "erfunden" hatte, folgte fast zwangsläufig der zweite Schritt der kommunistischen, architektonischen Evolution, die Erbauung riesiger Garagenanlagen!

Diese, sinniger Weise in der Nähe der Plattenbausiedlungen angesiedelt, dienten nicht einmal vornehmlich der Unterstellung eines privaten PKWs, sondern hatten durchaus eine viel weitergehende Bedeutung. Besonders unter dem Gesichtspunkt, dass im Sozialismus die Bürger und Genossen, besonders in den russisch besetzten Gebieten, wie z.B. im Baltikum, in der Mehrzahl überhaupt nicht über einen privaten PKW verfügten! Im günstigsten Falle warteten sie auf einen solchen! Die Erstellung der großen Garagenanlagen zeigte jedoch zumindest schon einmal den sozialistischen Anspruch auf ein Auto – wann auch immer!

Trotz alledem war eine eigene Garage wichtig - für jeden Bewohner einer Plattenbauwohnung!

Neben der Funktion des reinen Warenlagers, musste die Garage – bis heute – als wichtiger Kommunikations- und Sammelpunkt herhalten.

Abgesehen davon, dass in einigen Fällen die Garage mehr Quadratmeter überdachten Raumes geboten haben mag, als das heimische Wohnzimmer, musste eine Garage vielerlei Aufgaben gerecht werden.
Zuerst einmal diente eine Garage im Sozialismus, man staune und wundere sich, als eine Art Statussymbol. Man hatte schon mal was „mehr“, man  war eben nicht nur der Bewohner einer Plattenbauwohnung - die in der Regel zwischen 28 qm und 58 qm groß  war - sondern da war noch was! Man stieg in der sozialen Hierarchie schon weiter nach oben, wenn man auch noch eine Garage sein eigen nennen konnte. Das war fast so wichtig wie eine „Datscha“, oder ein Stück Gartenland!
Die sozialistische Garage diente als Stauraum. Ob man nun ein Auto besaß, oder nicht, die Garage wurde mit den Dingen des täglichen Lebens, die man aber im Augenblick nicht brauchte, oder in der „Platte“ keinen Platz dafür hatte, vollgestopft. Einmachgläser, gefüllte, wie auch leere, Fahrräder, heile und kaputte, und vor allen Dingen Ersatzmaterialien- und teile, eben alles, was man gerade „ergattern“ konnte, derzeit aber gar nicht brauchte, wurde an den Wänden hochgestapelt, oder, wenn dies nicht mehr reichte, an der Decke aufgehängt!
Eine Garage war der „Konsum“ des kleinen Mannes, des Besitzers. Hier gab es alles, was man in den letzten Wochen und Monaten – teilweise auch in jahrelanger Arbeit – in den staatlichen Läden erstanden, getauscht oder selber produziert und geerntet hatte.

Die alten, teils morschen, Garagentore täuschen vielerorts darüber hinweg, welch pulsierendes Leben sich hinter ihnen abspielt. Oft sind die Garagen mit einem Ofen, einem Herd, einer „gemütlichen“ Sitzecke, ausgestattet.

Neben der Funktion des reinen Warenlagers, musste die Garage – bis heute – als wichtiger Kommunikations- und Sammelpunkt herhalten. Spätestens im Herbst, wenn die Gartenarbeit erledigt war und das raue Klima den Aufenthalt im Garten ungemütlich machte, traf man – und trifft sich auch noch heute - in seiner, oder Nachbars Garage. Hier werden die Geschichten erzählt, von damals, als alles anders war, von heute, der kleinen Rente und den reichen Politikern. Hier wird geraucht und es werden Kaffee, Schnaps und sonstige Getränke konsumiert, die zu Hause „bei Muttern“ zumindest nicht zu der Tageszeit auf den Tisch kämen! Umso geistreicher die Getränke, umso größer die politischen Themen und „schlüssiger“ die Lösungsvorschläge!
Die alten, teils morschen, Garagentore täuschen vielerorts darüber hinweg, welch pulsierendes Leben sich hinter ihnen abspielt. Oft sind die Garagen mit einem Ofen, einem Herd, einer „gemütlichen“ Sitzecke, in der heutigen Zeit sogar teilweise mit einem Kühlschrank, ausgestattet. Natürlich gibt es Werkzeug, dies teilweise auch noch vom feinsten! Hier kann man sein Fahrrad, Motorrad und natürlich das Auto des Nachbarn reparieren. Aber hier lagern auch die Gartengeräte, die Holzwerkzeuge, eben alles das, was ein Mann, im Sozialismus, wie auch im Kapitalismus, zum Überleben braucht.
Viele Besitzer haben im Laufe der Jahre ihre Garage behalten und sind zusammen mit ihnen älter geworden. Dadurch ergibt sich Tatsache, dass sich, da man ja alles irgendwann einmal gebrauchen könnte, die Garagen zum Bersten gefüllt haben. Inzwischen stapeln sich hier die Utensilien eines ganzen Lebens, manchmal auch mehrerer.

Da tauchen dann plötzlich alte Fotos, Münzen und Möbel auf. Ein Motorrad von anno dazumal und hin und wieder sogar ein uraltes Auto, um das sich dann die Sammler und Händler Schaaren.

Kein Wunder, dass allmorgendlich eine kleine, ständig größer werdende, Heerschar von Rentnern mit Einkaufsbeuteln voller Essen und Getränken „bewaffnet“, sich in Richtung Garagen bewegen. Erst gegen Abend, wenn es kalt und ungemütlich wird, alles aufgegessen und teilweise auch ausgetrunken wurde, auf alle Fälle aber für den Tag alles gesagt und diskutiert wurde, es dann wird man sich wieder auf den Rückweg machen, da dort - wenn Mann Glück hat - die Frau mit dem warmen Abendessen wartet.

Umso älter die Garagenbesitzer werden, umso voller die Garagen mit den Dingen von gestern werden, umso wichtiger sind die Garagen für ihre Benutzer. Sie sind einfach ein Stück ihres Leben, vielleicht sogar das ganze Leben. Inzwischen kommt es sogar immer öfter vor, dass die alten Gemäuer mit ihren manchmal schon löchrigen Dächern ein Geheimnis preisgeben: Den Garagenfund! Da tauchen dann plötzlich alte Fotos, Münzen und Möbel auf. Ein Motorrad von anno dazumal und hin und wieder sogar ein uraltes Auto, um das sich dann die Sammler und Händler schaaren. Bedauerlich, wenn man Omas Spargroschen findet, alte Rubelscheine, für die es meistens nicht einmal zahlungswillige westliche Sammler gibt!

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