Wohin steuert Lettlands Landwirtschaft?

Im Keller Essen wie "Lukullus in Stende"

L-Infos/fr – Wir reden jetzt mal nicht von Riga, von Lettland schon, genauer gesagt vom Land in Lettland! Das hört sich nur am Anfang so kompliziert an: In Riga ist das alles kein Problem, wenn man aber auf dem Land, selbst in den Städten (außer Riga) essen gehen will, dann wird es einfach schwierig. Umso mehr Lettland, umso schwieriger wird es mit dem Essen!

Rund 10 Kilometer von Talsi/Kurland entfernt (auch in Talsi hat man seine Probleme mit der Verpflegung), in der Nähe der Autobahn Riga-Ventspils, gibt es seit kurzem ein neues, noch recht unbekanntes, Restaurant! Es bezeichnet sich selber als „Kafejnica“, wird aber selbst überkandidelten Berliner Ansprüchen gerecht, was Sauberkeit, Dekor und vor allem die Speisekarte und die die Gerichte sowieso, betrifft.  

Die lettische Landwirtschaft: Bewahrer uralter Traditionen oder Zukunft mit erweiterten Fähigkeiten?

In der heutigen Zeit liegt die Zukunft der lettischen Landwirtschaft nicht nur im Nebel, sondern auch in einer Staubwolke verborgen (©:fr)

fr/T/LV - Lettland erlebte nach der Wiederherstellung seiner staatlichen Unabhängigkeit in den frühen 90er Jahren - im Gegensatz zu Ostdeutschland im Alleingang – einen radikalen Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft. Den Problemen in einigen Wirtschaftsbereichen, besonders auf dem Bankensektor, und der regionalen Wirtschaftskrise von 1998, folgte ein starkes und schnelles Wachstum. Sehr schnell führte die euroatlantische politische Integration Lettlands zu starken und robusten Verbindungen mit den westlichen Märkten. Traditionell und geschichtlich bedingt, verbandelte sich Lettland sehr stark mit der deutschen Wirtschaft und adaptiert noch heute, soweit dies finanziell realisierbar ist, die deutsche Lebensart und -weise.

2004 trat Lettland der Europäischen Union und 2007 dem Schengener Abkommen bei und wurde so integrierter Bestandteil des europäischen Binnenmarktes. Einen äußerst harten und schmerzlichen wirtschaftlichen Rückschlag durchlebte Lettland während der Weltwirtschaftskrise 2007 und 2008, schaffte aber weitgehend alleine den Weg aus der Krise. Seit dem 1 Januar 2014 ist Lettland Teil der Eurozone.

Allgemeine wirtschaftliche Entwicklung / Lidl goes to Lettland

Lidl goes to Latvia! Es wird zu einigen Stukturänderungen im lettischen LEH kommen - aber auch die Verbraucher werden sich umstellen müssen

Zehn Jahre nach der Krise bleibt Lettland auch im laufenden Jahr wirtschaftlich auf rasantem Wachstumskurs: Nach 5,1 % im ersten Quartal 2018 wuchs das Bruttoinlandsproduktes (BIP) im zweiten Jahresquartal um weitere 4,2 % und gehört damit wiederum zu den europäischen Spitzenreitern.

Die Germany Trade & Invest (GTAI/Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH, seit 2009 Nachfolger der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai) und im Eigentum des Bundes) in Berlin/Riga prognostiziert, dass die lettische Wirtschaft auch 2018 von dem allgemein guten Wirtschaftsklima profitieren dürfte. Die Fördermittel der Europäischen Union (EU) stützen die regen Investitionsaktivitäten bei einer hohen Kapazitätsauslastung und einer starken Nachfrage aus der EU und Russland. Hinzu kommen Lohnzuwächse, die die lettische Inflation übertreffen und somit unmittelbar in den privaten Konsum fließen bzw. diesen anheizen. Darüber hinaus hat sich das lettische Durchschnittsgehalt hat sich seit dem EU-Beitritt mehr als verdoppelt. Die EU-Kommission erwartet in einer Stellungnahme, dass Lettland 2018 und 2019 das mit 3,5 % beziehungsweise 3,2 % stärkste Realwachstum des BIP im Baltikum (Lettland/Estland/Litauen) erzielen wird.

Da die kleine Volkswirtschaft (1.950.116 Einwohner/Juli 2017) Lettlands den Investitionshunger der heimischen Wirtschaft oftmals durch Importe stillen muss, steigen die Waren- und Dienstleistungseinfuhren 2018 nach einer vorliegenden EU-Prognose preisbereinigt um 5,1 % gegenüber dem Vorjahr.

Mit dem nun in Lettland erwarteten Markteintritt von Lidl 2018/19, auf dem bislang nicht so stark umkämpften Parkett des lettischen Lebensmitteleinzelhandels (LEH), rechnet man von Deutscher Seite aus mit einem signifikanten Anstieg der Lebensmittelimporte aus Deutschland. Die Waren- und Dienstleistungsimporte sind 2017 nach EU-Schätzungen mit 7,9 % deutlich schneller als im Vorjahr (4,5 %) gestiegen – was allerdings auch an einigen Großinvestitionen (Flugzeuge) gelegen haben dürfte. Die lettischen Warenimporte aus Deutschland stiegen im ersten Halbjahr 2017 nominal um 8,1 %.

Das gute Wirtschaftsklima in der EU und Russland bedeuten aber auch steigende Ausfuhren. Prognosen sehen in 2018 eine Steigerung der lettischen Waren- und Dienstleistungsexporte um 4,2 %.

Die lettische Landwirtschaft – eine etwas ältere Momentaufnahme

Nach den neuesten vorliegenden Daten macht die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) in Lettland etwa 28% des gesamten Staatsgebietes Lettlands aus und umfasste 1 796 290 Hektar.

Die vier Eckpfeiler der lettischen Wirtschaft sind Landwirtschaft, Chemieindustrie, Logistik und Holzverarbeitung. Andere wichtige Branchen sind Textilindustrie, Lebensmittelverarbeitung, Maschinenproduktion und umweltfreundliche Technologien.

Die Landwirtschaft nutzt den fruchtbaren Boden und das gemäßigte Klima Lettlands zur Produktion von Lebensmitteln. Es ist das traditionelle Gewerbe der Letten und auch heute noch von größter Bedeutung. Der Wert der landwirtschaftlichen Jahresproduktion beträgt über eine Milliarde Euro (1,2 Mrd. in 2012). Dabei macht das Getreide ein Drittel der landwirtschaftlichen Produktion aus. Milchprodukte und Honig sind wertmäßig die führenden Exportprodukte in der relativ kleinen Nische der Produkte mit einer höheren Wertschöpfung.

Nach den neuesten vorliegenden Daten macht die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF) in Lettland etwa 28% des gesamten Staatsgebietes Lettlands aus und umfasste 1 796 290 Hektar. Nach 2000 wurde eine Zunahme der LF um 25% gemeldet. Das Wachstum der landwirtschaftlich genutzten Fläche war das Ergebnis einer intensiveren Landnutzung für die landwirtschaftliche Produktion, der Einführung einer Bodenreform und der Umsetzung von Unterstützungsprogrammen, die auf den Beitritt Lettlands zur EU folgten. In der Folge verdoppelte sich die durchschnittliche Größe der landwirtschaftlichen Betriebe in Lettland von 10,2 ha im Jahr 2000 auf statistisch gerechnete 21,5 ha im Jahr 2010.

Die Tierbestände wurden 2013 gegenüber 2010 um fast 7% aufgestockt, was 474 630 Großvieheinheiten entspricht.

Der Rückgang der Betriebe (-40,8%) hatte selbstverständlich erhebliche Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Landwirtschaft

Der Rückgang der Betriebe (-40,8%) hatte selbstverständlich erhebliche Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Landwirtschaft: Zwischen 2000 und 2010 sank die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten um 34% von 274 260 auf 180 990. Somit sind nach der letzten Zählung 16% der erwerbstätigen Bevölkerung Lettlands (einschließlich Teilzeitarbeit) in der Landwirtschaft tätig. Der Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe, der Strukturwandel in Lettland, dürfte derzeit aber weiter an Fahrt aufgenommen haben, was zu einer weiteren Reduzierung der Betriebszahlen bei der nächsten  Erhebung (2022) führen dürfte. Dies betrifft gleichwohl auch die Arbeitnehmer, die in der Landwirtschaft beschäftigt sind.

Wie auch in vielen EU-Mitgliedstaaten, nahm die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Lettland hauptsächlich aufgrund der Verringerung der Zahl kleiner landwirtschaftlicher Betriebe ab. In Anbetracht des allgemeinen Anstiegs der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Lettland ist auch die Pro-Kopf-Rate gestiegen: Im Jahr 2010 gab es durchschnittlich 0,8 Hektar LF pro Einwohner, was einem Anstieg um 33% gegenüber dem Wert von 2000 entspricht, einer der höchsten in der EU.

Landwirtschaftliche Betriebe

Der Grundbesitz wurde durch politische Veränderungen nach der Unabhängigkeit und auch durch die Auswirkungen der GAP stark verändert.

Unabhängig von der mathematisch begründbaren Statistik, haben in Lettland die meisten landwirtschaftlichen Betriebe weniger als 20 Hektar. Nach den Daten der Betriebsstrukturerhebung 2010 hatten 82% von ihnen weniger als 20 ha LF und machten 27% der LF des gesamten Landes aus. Im Gegensatz dazu gehörte die Mehrheit (57%) der gesamten LF zu einem kleinen Prozentsatz landwirtschaftlicher Betriebe (6%) mit einer Größe von 50 Hektar oder mehr. Der Grundbesitz wurde durch politische Veränderungen nach der Unabhängigkeit und auch durch die Auswirkungen der GAP stark verändert.

Landwirtschaftliche Betriebe nach den Hauptarten

Die auf die Milchviehhaltung spezialisierten Betriebe machten 21% aus, während die auf Feldfrüchte

Was den Hauptproduktionsbereich anbelangt, stellten die auf den allgemeinen Ackerbau spezialisierten Betriebe laut der Landwirtschaftszählung 2010 mit einem Anteil von 31% an der Gesamtzahl der Betriebe die größte Kategorie in Lettland dar. Die auf die Milchviehhaltung spezialisierten Betriebe machten 21% aus, während die auf Feldfrüchte - Weidewirtschaft und Viehzucht - spezialisierten Betriebe weitere 8% beitrugen, ein etwas höherer Anteil als die auf Getreide, Ölsaaten und Eiweißpflanzen spezialisierten Betriebe (7%) und der Betriebe mit verschiedenen Kulturen und Viehbestand (6%).

Bodennutzung

In absoluten Zahlen stieg die LNF Lettlands zwischen 2000 und 2010 um 363 610 Hektar (25,4%). Dementsprechend verfügte Lettland 2010 über 1 796 290 Hektar LF. Vergleicht man die Daten von 2010 mit denen des Jahres 2000, so zeigt der Anteil der Dauergrünland - und Wiesenflächen den größten Anstieg (41%) in den Hauptkategorien der LF von 463 200 ha auf 651 050 ha (oder 36,2% der Fläche) Gesamt-LNF. Weniger schnell nahmen die Ackerfläche (+ 18,2%) zu. In den anderen Hauptkategorien belief sich die Fläche der Gemüsegärten, die im Jahr 2000 nicht signifikant waren, im Jahr 2010 auf 16 670 Hektar und macht damit 1% der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes aus. Der Bereich der Dauerkulturen ging stark von 21 730 ha auf 8 510 ha (-61%) zurück und machte 2010 nur 0,5% der LF aus.

Viehwirtschaft

Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Viehbestand hat sich im Zeitraum von 2000 bis 2010 (von 97 760 auf 48 700) halbiert

Die Viehbestände in Lettland stiegen im Zeitraum von 2000 bis 2010 um 6,6%. Dementsprechend gab es 2010 in Lettland 0,21 Großvieheinheiten pro Einwohner, ein etwas geringerer Wert wurde im Jahr 2000 registriert (0,19). Der Anstieg der Tierpopulation um 6,6% war der kombinierte Effekt des Anstiegs bei bestimmten Arten und der Rückgang bei anderen Arten. In Bezug auf Großvieheinheiten haben Schafe ihren Wert von 3 750 Großvieheinheiten im Jahr 2000 auf 8 430 Großvieheinheiten im Jahr 2010 mehr als verdoppelt, Geflügel stieg um 31,4%, während Rinder nur geringfügig wuchsen (+4,8%).
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Viehbestand hat sich im Zeitraum von 2000 bis 2010 (von 97 760 auf 48 700) halbiert, wobei der Rückgang der viehhaltenden Betriebe sogar stärker ausfiel, als bei der Gesamtzahl der Betriebe (-40,8%). Dieser Rückgang wirkte sich nicht gleichmäßig aus, sondern betraf eher die kleineren Betriebe, weniger die größeren Betriebe. Nach den vorliegenden lettischen Daten von 2010 sind die Betriebe ohne Großvieheinheiten um 56% zurückgegangen; Der Rückgang für die landwirtschaftlichen Betriebe mit weniger als 5 Großvieheinheiten und für diejenigen mit mehr als 5 und weniger als 10 Großvieheinheiten war nur geringfügig geringer (-55% bzw. -50%). Die Anzahl der Betriebe mit mehr als 10 und weniger als 15 Großvieheinheiten ging um 24% zurück.
Das Gegenteil, größere Betriebe nahmen erheblich zu: Betriebe mit Großvieheinheiten von 50 bis 99 LSU stiegen um 230%, Betriebe mit 100 bis 499 Großvieheinheiten um 117%. Der Anstieg für die größte Kategorie mit 500 oder mehr Großvieheinheiten lag bei einem Plus von 33%.

Lettlands Landwirtschaft: Bewahrer uralter Traditionen oder Zukunft mit erweiterten Fähigkeiten?

In den letzten Jahren variierte der Anteil der Wertschöpfung der lettischen Landwirtschaft (ohne Forstwirtschaft) am Bruttoinlandsprodukt Lettlands

Die Erhebungen, Statistiken und Zählungen über die lettische Landwirtschaft sind - stammen sie direkt aus Lettland, oder auch von der Europäischen Kommission – leicht bis mittelschwer veraltet! Die nächste umfassende Erhebung und Zählung in und über die Landwirtschaft in Lettland ist – obwohl sich gerade im Baltikum derzeit viel ändert und in Bewegung geraten ist – erst für 2022 geplant.
Als eine Art Zwischenbericht und Grundlage für weitere wirtschaftliche Entscheidungen bezüglich der lettischen Landwirtschaft hat die Ökonomin der Latvijas Banka in Riga, Daina Pelece, eine zeitnahe Analyse der lettischen Landwirtschaft im August 2018 unter dem Titel: „Lauksaimniecība – sentēvu tradīciju glabātāja vai nākotne ar plašām iespējām?“ (Landwirtschaft - uralte Tradition Bewahrer oder Zukunft mit erweiterten Fähigkeiten?) vorgelegt.
Daina Pelece vertritt einerseits in ihrer Studie die Auffassung, dass der heimische Agrarsektor vorrangig die Bevölkerung mit Lebensmitteln und die Lebensmittelindustrie mit Rohstoffen, versorgen müsse, da die im Land produzierten Nahrung wertvoller und gesünder seien, als importierte. Der Agrarsektor müsse aber andererseits auch Ressourcen für andere Sektoren bereitstellen: Ein wesentlicher Primärsektor sei dabei, aus lettischer Sicht, der Energiesektor. Nicht vernachlässigen dürfte man aber auch nicht die tertiären Sektoren, wie den Verkehrssektor, oder den Erhalt der Umwelt.
Zweitens spiele der Agrarsektor eine wichtige Rolle für den Arbeitsmarkt und in der regionalen Entwicklung des Landes.
Drittens beinhaltet der Agrarsektor Exportpotenzial. Der Import sei aber ebenfalls sehr wichtig, da die Inlandskapazität Lettlands für den Verzehr aller angebauten und erzeugten Erzeugnisse sehr begrenzt sei.
In den letzten Jahren variierte der Anteil der Wertschöpfung der lettischen Landwirtschaft (ohne Forstwirtschaft) am Bruttoinlandsprodukt Lettlands von 1,8 bis 2,5%.und liegt derzeit über dem Durchschnitt in den Ländern der Europäischen Union (EU).
In den vergangenen Jahrzehnten der lettischen Geschichte hat die Landwirtschaft in der lettischen Wirtschaft an Bedeutung gewonnen, aber auch abgenommen. Mit dem Beitritt Lettlands zur EU kam es dann erneut zu einer erheblichen Umstrukturierung des Agrarsektors. Vor dem Beitritt zur EU wurde in Lettland befürchtet, dass der Landwirtschaftssektor mit den günstigeren Landwirtschaften aus den alten EU-Mitgliedstaaten konkurrieren müsse und mit den dortigen Bedingungen nicht konkurrieren könne. Um im Gesamtkonzert der europäischen Agrarpolitik aber überleben zu können, hat sich Lettland als EU-Mitgliedstaat darauf verlassen, verlassen müssen, dass die europäische Landwirtschaft nicht nur subventioniert, sondern auch stark reguliert wird.
Obwohl die komplette Abschaffung der Zuckerfabriken – eine knallharte regulierte Konsequenz nach dem EU-Beitritt Lettlands - und die damit verbundene Aufgabe des traditionellen Zuckerrübenanbaus innerhalb der lettischen Agrarwirtschaft, besonders innerhalb der Landwirte noch immer umstritten ist, waren die Vorteile des lettischen Landwirtschaftssektors beträchtlich. Mit dem Beitritt Lettlands zum EU-Landwirtschaftssektor flossen erhebliche EU-Mittel in das Land, was zur Modernisierung der Landwirtschaft und zur Steigerung seiner durchschnittlichen Produktivität beitrug. Die negativen Auswirkungen der EU-Mitgliedschaft wurden nur von einzelnen Unternehmen wahrgenommen, die die neuen Anforderungen nicht umsetzen konnten, schreibt Daina Pelece in ihrer Studie.

Die Zukunft der lettischen Landwirtschaft

Die führenden Bereiche der Landwirtschaft in Lettland sind neben der Milchwirtschaft die Getreideproduktion.

Obwohl die Landwirtschaft im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten in Lettland einen der niedrigsten Produktivitätsdurchschnittswerte aufweist, entwickelt sich der Sektor weiter und verzeichnete in den letzten Jahren eine der höchsten Wachstumsraten der landwirtschaftlichen Produktivität in den EU-Ländern.

Im Vergleich zu anderen Wirtschaftssektoren, wird die Produktion des Agrarsektors in den meisten Fällen in die Kategorie der Produkte mit der geringsten Wertschöpfung eingestuft, weshalb Länder mit einem hohen Anteil des Agrarsektors nicht als hoch entwickelt gelten. Der Anteil des Agrarsektors ist in den reichsten westlichen Ländern (ganz speziell in Deutschland), in denen die industrielle Produktion und verschiedene Dienstleistungen entwickelt werden, gering.

Die führenden Bereiche der Landwirtschaft in Lettland sind neben der Milchwirtschaft die Getreideproduktion. Zwischen 2005 und 2017 erlebten diese beiden Sektoren eine rasante Entwicklung. In der Getreideproduktion werden der Wachstumstrend der Getreideanbaufläche und der Produktivitätszuwachs durch eine stabile Entwicklung sichergestellt. Die lettische Getreideproduktion ist exportorientiert. Der Anstieg der Getreideproduktion in den letzten Jahren steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem ansteigenden Exportvolumen.  
Die Bedeutung der Pflanzenproduktion nimmt aufgrund des intensiven Anbaus unter der Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmittel und einem ständig steigendem Mechanisierungsgrad, in Lettland weiter zu. Um die größtmöglichen Erträge bei den, für den Export angebauten, Kulturpflanzen (Weizen und Raps), zu erhalten, wird in jede Richtung investiert und modernisiert, der Anteil der lokal traditionell angebauten Pflanzen nimmt dadurch aber ab.
Die Studie kommt zu dem weiteren Schluss, dass die Entwicklung des Tierhaltungssektors in Lettland hingegen erheblich langsamer verläuft, da dieser Sektor viel empfindlicher gegenüber verschiedenen wirtschaftlichen Einflüssen, besonders der negativen, reagiert.

Exporte von landwirtschaftlichen Produkten sind trotz verschiedener Probleme "überladen"

Lettlands Agrarexporte werden von Zeit zu Zeit vor mannigfaltige Probleme und Herausforderungen gestellt.

Lettlands Agrarexporte werden von Zeit zu Zeit vor mannigfaltige Probleme und Herausforderungen gestellt. (Verbote, Strafen, Embargos, Jahre der Nichtproduktion, Preise, Konkurrenz, etc.). Die jüngste Herausforderung für die Exporteure von Agrarrohstoffen war das russische Embargo. Hinzu kam der lang anhaltende Rückgang der Weltmarktpreise, was die Situation noch zusätzlich erschwerte. Lettische Statistiken zeigen jedoch, dass der Wert der Ausfuhren landwirtschaftlicher Erzeugnisse seit dem Jahr 2000 um das 28-fache gestiegen sind, der Anteil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse somit erheblich zugenommen hat und einen bedeutenden Anteil an den gesamten lettischen Ausfuhren ausmacht . Landwirtschaftliche Pflanzen und Produkte, Rohstoffe und in Lettland verarbeitete, werden derzeit in mehr als 160 Ländern verkauft. In den letzten fünf Jahren lag der Anteil der landwirtschaftlichen Erzeugnisse (pflanzliche, tierische Erzeugnisse und Öle, Fette) an den gesamten lettischen Ausfuhren gemessen zwischen 10% und 12%.

Getreide

In den letzten Jahren haben sowohl das Wachstum der weltweiten Nachfrage auf den ausländischen Märkten, als auch der erfolgreiche Betrieb von landwirtschaftlichen Genossenschaften, zur sehr guten Entwicklung der lettischen Getreideexporte beigetragen. Nach der Studie der Latvijas Banka in Riga verbuchte der Getreideexporte in den letzten Jahren das höchste Wachstum. Nach 2015 (Getreide-Rekordjahres) war der starke Anstieg der Getreideexporte im Jahr 2016 mengenmäßig leicht rückläufig. Obwohl 2017 die ungünstigen Wetterbedingungen der Getreideindustrie keinen neuen Rekord bescherten, steigerten die Getreideexporteure, dank der allgemeinen Preiserhöhungen, die wertmäßige Ausfuhr jedoch nochmals um 2%. In diesem Jahr wird dies aufgrund der anhaltenden Trockenheit nicht möglich sein, nämlich dass die Landwirte hohe Erträge und hohe Exporterlöse erwarten könnten.
Der Weizen nimmt mit mehr als 80% an der Gesamtmenge traditionell den ersten Platz bei den lettischen Getreideexporten ein. Zwei Drittel der gesamten Getreideexporte geht in die europäischen Länder (die wichtigsten Märkte - Spanien, Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Litauen, Estland), während ein Drittel in die afrikanischen Ländern (Ägypten, Algerien, Angola, Libyen, Nigeria, Sudan, Südafrika, etc.) und asiatische Länder (Saudi-Arabien, Türkei usw.) exportiert wird.
In der Vergangenheit wurde die pflanzliche Erzeugung vorwiegend sowohl für die Nahrung, als auch als Futtermittel, verwendet.

Wandel in der Verwendung

Die neue Studie der Latvijas Banka kommt zu dem Ergebnis, dass in letzter Zeit, auch in Lettland, die Getreideproduktion zunehmend in anderen Sektoren, wie der Energieerzeugung, genutzt wurde.

Die neue Studie der Latvijas Banka kommt zu dem Ergebnis, dass in letzter Zeit, auch in Lettland, die Getreideproduktion zunehmend in anderen Sektoren, wie der Energieerzeugung, genutzt wurde. Obwohl die Getreideausfuhren für Lettland von großer Bedeutung sind, werden sie überwiegend ohne Wertschöpfung exportiert und meist komplementär zu den primären oder nicht verarbeiteten Produktenanteil exportiert.
Eine besondere Bedeutung hat der Export von Milchprodukte, der nach Getreide zweitwichtigsten Warengruppe. Die Exporte von Milchprodukten bestehen hauptsächlich aus Milch, Rahm, Käse, Hüttenkäse, Butter, Magermilch, Vollmilch und Molkepulver und Eiscreme. Der Rückgang bei den Milch- und Molkereiprodukte im Zeitraum von 2014 bis 2016 wurde sowohl durch das russische Lebensmittelembargo ausgelöst, als auch durch den rapiden Rückgang der Milchpreise seit 2014, der Abschaffung der Milchquoten im Jahr 2015 und der damit einhergehenden Intensivierung des Wettbewerbs zwischen den einzelnen EU-Ländern. Um den starken Nachfragerückgang der „weißen Exporte“ nach Russland zu kompensieren, mussten die lettischen Exporteure aktiv nach neuen Absatzmöglichkeiten für ihre Produkte suchen. Mit dem Anstieg der globalen Milchpreise stiegen die Exporte von Milchprodukten im Jahr 2017 gegenüber dem Vorjahr um 35%.
Die meisten lettischen Milchprodukte werden in EU-Mitgliedsstaaten exportiert. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs nach der Abschaffung der Quoten im Jahr 2015 und der schwachen Nachfrage in der EU, suchten jedoch immer mehr europäische Unternehmer nach Absatzmöglichkeiten in den asiatischen Märkten und darüber hinaus. Diese Entwicklungen fasst auch in den baltischen und nordischen Märkten Fuß. Beispielsweise werden in Lettland hergestelltes Milchpulver und andere Produkte, z.B. aus der Eiscremeindustrie nach Dänemark exportiert. Im Vereinigten Königreich, Israel, den baltischen Staaten (Estland, Litauen) und anderen Märkten sind die süßen Kerams Kārums, (Sahne) Eiscreme und andere Produkte aus lettischer Produktion sehr populär.

Fischexporte erholen sich

Bei den Fischexporten aus Lettland gibt es eine Erholung zu vermelden.

Bei den Fischexporten aus Lettland gibt es eine Erholung zu vermelden. Bis 2017 stand die lettische Fischindustrie aufgrund politischer Vorgaben, dem russischen Embargo, und weiteren Einschränkungen, unter erheblichem Druck. Die fischverarbeitende Industrie, wie aber auch deren Exportfirmen, vermeldete nun, dass der Tiefpunkt der Krise wohl überwunden sei. Im Jahr 2017 stieg der Export von Fisch um 10% gegenüber dem Vorjahr. Das russische Embargo konnte weitgehend „abgefedert“ werden. Beim Export von Fischprodukten nach Norwegen, Polen, Dänemark, Großbritannien, Rumänien und den Vereinigten Staaten, konnten Fortschritte erzielt werden. Ein positiver Beitrag für die Zukunft der Fischexporte wurde von einer Neuorientierung in der lettischen Fischindustrie erreicht. Durch größere Investitionen in die Zucht von Sterlet, Wels, Aal, Stör und Zander in eigens dafür neu gebauten Fischfarmen, soll der Export in die europäischen Länder zusätzlich angekurbelt werden.  

Exporte: Nicht alles lief nach Wunsch

Der Anbau und der Export von Ölsaaten in Lettland waren für das Land relativ neu.

Der Anbau und der Export von Ölsaaten in Lettland waren für das Land relativ neu. Im Jahr 2000 wurde durch die Gründung der landwirtschaftlichen Dienstleistungsgenossenschaft "Latraps" der wirtschaftliche Anbau von Raps in Lettland gefördert. Die Rapsproduktion erreichte kurzfristig ein signifikantes Produktions- und Exportniveau. Vor zehn Jahren schien die Produktion von Biokraftstoffen und der Anbau von Raps die neue Erfolgsgeschichte Lettlands zu werden. Trotz erheblicher Investitionen in die Forschung, Anlagenbau und Technologie, war die Geschichte dann allerdings doch nicht so erfolgreich, wie ursprünglich erhofft.

Die Entwicklung der Rapsproduktion steht in direktem Zusammenhang mit den Entwicklungen in der europäischen Biokraftstoffindustrie, da die EU weltweit der zweitgrößte Lieferant von Raps ist. Im Jahr 2007 war dieser Sektor stark von der politischen Entscheidung der EU betroffen, Lebensmitteln den Vorrang vor der Energie aus Getreide und Raps einzuräumen. Als unmittelbare Folge sank die Zahl der großen lettischen Rapsanbauern. Durch die derzeitige Verringerung der Nachfrage nach lettischem Rapsöl, welches zur Herstellung von Biokraftstoffen verwendet wird, ferner den Bemühungen der EU-Biokraftstofffabriken, mit Billigimporten zu konkurrieren, verringerte sich auch das Interesse der lettischen Landwirtschaft an den Biokraftstoffen. Nichtsdestotrotz gab es in Lettland im vergangenen Jahr mit einem Anstieg von 35% eine Erholung beim Export von Ölsaaten und Saatgut.

Vieh und Fleisch – Ausbaufähig?

Die wichtigsten Handelspartner für Fleisch und genießbare Schlachtnebenerzeugnisse sind Litauen (28% der Ausfuhren von Fleisch und genießbaren Schlachtnebenprodukten im Jahr 2017), Estland (19%), die Niederlande (26%) und Schweden (9%).

In der Agrar-Studie der Ökonomin der Latvijas Banka, Daina Pelece, wurden die wichtigsten landwirtschaftlichen Exportbranchen betrachtet. Der Vieh- und Fleischbereich fehlte dabei völlig. Die Ausfuhr lebender Tiere und Fleisch Lettlands sind, nach Rückfrage von Agra Europe, allerdings unbedeutend, da es sich dabei nicht um Erzeugnisse handelt, die in großen Mengen gehandelt werden. Nur wenige lettische Unternehmen haben außerhalb Lettlands Partner und Ausfuhrmärkte für den Vieh- und Fleischsektor gefunden.

Der Anteil der Ausfuhren lebender Tiere, Fleisch und genießbarer Schlachtnebenerzeugnisse beträgt etwa 9% der gesamten landwirtschaftlichen Ausfuhren Lettlands. Die wichtigsten Handelspartner für den Export lebender Tiere sind Litauen (39% der Ausfuhr lebender Tiere 2017) und Polen (36%), die Türkei (5%), Belgien (4%), die Niederlande (4%) und Deutschland (3%). Die Ausfuhren lebender Tiere in die Türkei sind deutlich zurückgegangen - im Jahr 2017 ging der Lebendtier-Export gegenüber 2016 um 63% zurück.

Die wichtigsten Handelspartner für Fleisch und genießbare Schlachtnebenerzeugnisse sind Litauen (28% der Ausfuhren von Fleisch und genießbaren Schlachtnebenprodukten im Jahr 2017), Estland (19%), die Niederlande (26%) und Schweden (9%).

Der lettische Fleischsektor befindet sich – laut Studie - nicht in einer sehr guten Ausgangslage. Die Produktionskosten sind im „ständigen Wachstum“ begriffen, so dass die Erzeuger nicht in der Lage sind, kostengünstig zu produzieren und Gewinne zu erwirtschaften. Der Sektor ist zudem von Zahlungen aus der EU abhängig. Zusätzlich wurde der lettische Schweinefleischsektor sowohl durch das russische Embargo als auch durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) stark beeinträchtigt, was für Lettland zum Verlust wichtiger Exportmärkte geführt hat, und aufgrund der europäischer Überproduktion gingen auch die Ausfuhren in traditionelle EU-Länder zurück. Hinzu kommt noch, dass der Hygienestatus vieler lettischer Tierbestände nicht den geforderten Ansprüchen der großen – auch europäischen - Importnationen entspricht.

Die Zukunft der lettischen Landwirtschaft: Was kommt als nächstes?

Das moderne - das heutige - Lettland definiert seine Identität noch immer durch seine enge Beziehung zum Land, zu Lettland, und zur lettischen Landbevölkerung.

Auf der lettischen Entscheidungsebene, zumindest was die Wirtschaft, sprich das Geld, betrifft, stellt sich gegenwärtig die brennende Frage, wohin sich der Agrarsektor Lettlands entwickelt, wo die Zukunftsperspektiven der lettischen Landwirtschaft und vor allen Dingen auch die Zukunft des ländlichen Raumes – und davon gibt es in Lettland sehr viel – zu suchen sind. Unter dem Gesichtspunkt einer verstärkten Verarbeitung lettischer Agrarrohstoffe, zwecks Schaffung eines, im Lande erwirtschafteten, Mehrwertes, wäre eine stärkere Entwicklung der Landwirtschaft und seiner Verarbeitungsindustrie – hin zur konformen Massenproduktion – notwendig! Gleichzeitig erstarken im Lande auch Kräfte, die die lettische Traditionen – das althergebrachte - zu bewahren versuchen.

Das moderne - das heutige - Lettland definiert seine Identität noch immer durch seine enge Beziehung zum Land, zu Lettland, und zur lettischen Landbevölkerung. Mit seinen Äckern und Gärten, den Holzhäusern und den alten familiären Traditionen, fühlen sich selbst „Großstadtletten“ auch heute noch eng mit ihrem Land verbunden und verwurzelt! Die Landwirtschaft, Fischerei, Handwerk und nicht zuletzt die traditionelle Lebensmittelherstellung und Verarbeitung, sind noch immer die Eckpfeiler der lettischen Gesellschaft. Daran ändert auch der langsam aufkeimende ländliche Tourismus nichts. Dieser setzt eher einen Wunsch der Touristen, nämlich eine Kehrtwende – hin zu mehr landwirtschaftlicher Traditionen – in Bewegung. Auch der recht hohe Anteil der lettischen Bevölkerung, die im Ausland arbeitet, brachte bislang auf dem Land keine unmittelbare und spürbare Wende zum Modernen!

Die Bankstudie kommt allerdings zu dem Schluss, dass ein traditionelles Management in den landwirtschaftlichen Betrieben der Vergangenheit angehören müsse und, obwohl heute der lettische ländliche Raum ohne einzelne landwirtschaftliche Betriebe undenkbar wäre, eine signifikante Veränderung in den landwirtschaftlichen Funktionen, notwendig sei.

In der Beurteilung, über den Zukunftsweg der lettischen Landwirtschaft, sind die Meinungen sehr unterschiedlich. Im Hinblick auf die globale Zunahme der Weltbevölkerung, ginge der logische Weg in die Massenproduktion. Auf der anderen Seite ist der weltweite Drang der zahlungskräftigen Verbraucher nach mehr Öko, Natur und Lebensmittelqualität und die Forderung nach hochwertigeren und umweltfreundlicheren Nahrungsmittel, nicht zu übersehen. Heutzutage, aber auch zukünftig verstärkt, werden natürlich angebaute Nahrungsmittel und handgefertigte Dinge immer exklusiver.

Liegt die Zukunft in der modernen Innovation?

Gegenwärtig wird das Wachstum in den Sektoren Getreide und Viehzucht hauptsächlich von einem Anstieg der Produktion - neben dem Produktivitätswachstum - angetrieben.

Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeige, so die neue Studie, dass eine wichtige Voraussetzung für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des Zugangs zu den Exportmärkten, in der Zusammenarbeit der Produzenten liege, da somit die Produktivität erhöht und die Produktionskosten gesenkt werden könnten. In Lettland gibt es im Augenblick aber nur wenige Betriebe, die über ausreichende Kapazitäten verfügten, um landwirtschaftliche Erzeugnisse für den Massenverbrauch in großen Mengen auf große Märkte zu exportieren. Bisher war die Getreidekooperation in Lettland dabei weitaus erfolgreicher als die Milchproduktion und Viehhaltung. Mittlerweile scheint in Lettland jedoch Einigkeit darüber zu bestehen, dass die lettischen Landwirte noch viel in diese Richtung unternehmen müssten, wenn dies auch nicht der lettischen Mentalität entspräche.

Gegenwärtig wird das Wachstum in den Sektoren Getreide und Viehzucht hauptsächlich von einem Anstieg der Produktion - neben dem Produktivitätswachstum - angetrieben. Erfolg und Misserfolg auf diesen Sektoren sind aber weitgehend auf externe Faktoren zurückzuführen, wie da sind Wetterbedingungen, Weltpreisentwicklung, etc.
Eine lettische Überlegung geht nun dahin, dass über Kooperationen gewisse Risiken nicht nur besser gemanagt würden, sondern verringert und gänzlich ausgeschaltet werden könnten. Die vorliegende Studie von Daina Pelece schlägt darüber hinaus vor, im lettischen Agrarsektor Segmente zu entwickelt, die sich auf eine höhere Wertschöpfung konzentrieren, anstatt sich nur in dem globalen Industriesegment auf ein Produktionsniveau des Wachstums zu konkurrieren. Diese würde auf lange Sicht eine bessere Nutzung der lettischen Ressourcen ermöglichen und auch noch die Chancen erhöhen, für die Menschen in den ländlichen Gebieten zu arbeiten und diese dort zu halten. Innovation und die Denkweise neuer Unternehmen seien die Richtungen, die im Agrarsektor dringend benötigt werden.
In der Getreideproduktion, wie auch für die Weiterentwicklung in der Tierhaltung, wird die Bereitschaft der Landwirte, Innovationen im Produktionsprozess einzusetzen (wie Drohnen zur Kontrolle, der Einsatz von Infrarotbilder um anormal Pflanzenqualität zu identifizieren, oder wie in den USA und China bereits weit verbreitete Wettermodellsystem „HyRef“, um Sonnen- und Windverfügbarkeit in naher Zukunft vorherzusagen) von entscheidender Bedeutung bei der Produktion der Produkte und dem letztendlich Betriebserfolg, sein. Nur so könne man die bestehende Produktionspalette um innovative Produkte ergänzen. In einer Reihe von Projekten werden diese Innovationen bereits in Lettland erprobt und weiterentwickelt.

Sind die „Ökonische“ und Biorohstoffe für Lettland das perspektivische Zukunftsmodell?

Lettland bietet aber auch die Chancen für ein anderes perspektivisches Agrarsegment - den ökologischen Landbau.

Lettland bietet aber auch die Chancen für ein anderes perspektivisches Agrarsegment - den ökologischen Landbau. Obwohl sich Lettland in diesem Bereich noch in einem frühen Stadium befinden, gehört das Land zu den EU-Ländern mit dem sich am schnellsten entwickelnden Bereich des ökologischen Landbaus, das jedoch oft mit geringerer Produktivität, sich dafür aber mit einer höheren Wertschöpfung, empfiehlt. Im Jahr 2016 wurden etwa 11% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche des Landes für die Produktion des ökologischen Landbaus genutzt, 3833 Unternehmer waren im ökologischen Landbau tätig. Der Anteil der (anerkannten und registrierten) ökologischen Erzeugnisse an der gesamten landwirtschaftlichen Produktion ist allerdings immer noch gering und beträgt etwas über 5%, außer für Honig und Milchprodukte, wo er 15% bzw. 8% beträgt.

Daina Pelece kommt in ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass der Klimawandel, die Erschöpfung natürlicher Ressourcen und Umweltprobleme das Bewusstsein der Menschen dafür geschärft haben, dass es notwendig sei, die bisherigen Methoden in Produktion, Konsum, Verarbeitung und Lagerung zu hinterfragen und nach neuen Möglichkeiten für die Wiederverwendung und das Recycling von Ressourcen zu suchen.

Die „Mehrwert-Industrie“

Unter dem Gesichtspunkt der Produktion von Biorohstoffen hat Lettland relativ günstige klimatische Bedingungen, zudem ist Lettland in der Entwicklung von Bioökonomie, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, weit vorne.

Unter dem Gesichtspunkt der Produktion von Biorohstoffen hat Lettland relativ günstige klimatische Bedingungen, zudem ist Lettland in der Entwicklung von Bioökonomie, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, weit vorne. Dabei ist es besonders günstig, dass die landwirtschaftlich erzeugten Produkte traditionell in der Lebensmittelverarbeitung verwendet werden können, aber in jedem anderen Sektor der Wirtschaft, wie chemische Erzeugnisse, Textilien, Pharmazeutika und weiteren Bereichen, ihre Verwendung finden.
Daina Pelece sieht in der Spezialisierung von innovativen und neuen Nischenprodukten für das „kleine“ Lettland, ein großes Potenzial, neue Exportmärkte zu erobern. Die Studie der Latvijas Banka in Riga kommt in ihrem Resümee zu dem Schluss, dass die Entwicklung des Bioökonomiebereichs innerhalb der Land- und Forstwirtschaft, ein großes Potenzial für die Produktion und weitere Etablierung einer „Mehrwert-Industrie“ ermöglicht. Lettische Landwirte hätten bereits in diesem Bereich große Erfahrungen, so dass ein Umdenken und langjähriges Anlernen entfalle. Bedingt durch die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten, der für den Bioökonomiebereich erzeugten Produkte, bestehe auch kein unüberschaubares Risiko.

Die Verwirklichung der lettischen Zukunftsperspektiven für die Landwirtschaft muss, wenn sie Erfolg haben will, von der Politik, der nationalen, wie auch europäischen, begleitet werden. Sicher scheint, dass die lettische Landwirtschaft aus den verschiedensten Gründen, auch nicht in den nächsten Jahren der große landwirtschaftliche Exportplayer werden wird.

Latvia, wie Lettland international heißt, wird immer in lukrativen „Nischen“ Erfolge und auch Gewinne erzielen können. Ob sich dies nun auf dem Biosektor, dem Bioökonomiebereich, oder wo auch immer, abspielt, werden die nächsten Jahre zeigen. Spätestens 2022 – nächste Landwirtschaftszählung – wird man sehen können, wohin der Weg der lettischen Landwirtschaft geht. Politisch dürfte eine eventuelle Weichenstellung frühestens im nächsten Jahr zu erwarten sein. Im Herbst 2018 wählen die Letten ein neues Parlament und erst nach der Regierungsneubildung, die sich wahrscheinlich wieder aus mehreren Parteien zusammensetzten dürfte, wird man sehen, was die lettischen Landwirte von ihrem Ministerium – in punkto Zukunftsperspektiven - zu erwarten haben.

Quellen:  

Daina Pelece, Ökonomin der Latvijas Banka

Lettisches Landwirtschaftsministerium, Daten von Januar 2013. Neueste  

Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank . Aufgrund der Tatsache, dass die Landwirtschaftszählung alle zehn Jahre durchgeführt wird, wird die nächste Aktualisierung im Dezember 2022 stattfinden.

Eurostat (ef_kvaareg) (ef_ov_kvaa)(demo_pjan) und FSS, 2000 und 2010

 

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