L-infos/Bank auf Lettland - Es ist derzeit verfrüht, eine genaue Einschätzung der Auswirkungen des Covid-19-Coronavirus auf die globale und lettische Wirtschaft vorzunehmen.  Gleichzeitig ist bereits klar, dass diese Auswirkungen erheblich sein werden und sich sehr negativ auf die Aktivitäten mehrerer lettischer Wirtschaftssektoren auswirken werden, was die aktive Einbeziehung der politischen Entscheidungsträger in Unterstützungsmaßnahmen erforderlich macht.

Die Chefökonomen der Bank auf Lettland haben einen Bericht über die Auswirkungen des   Coronavirus auf die globale und lettische Wirtschaft zusammengestellt.

Die rasche Ausbreitung des Coronavirus stellt die Weltwirtschaft vor große Herausforderungen, und das Ausmaß der möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen wird weitgehend vom Ausmaß und der Dauer des Virus abhängen.  Nach Schätzungen der OECD könnten die Auswirkungen des Virus das Wirtschaftswachstum in den europäischen Ländern in diesem Jahr um etwa 0,2 bis 1,3 Prozentpunkte verringern (im Basis- bzw. im breiteren Szenario).  Diese Einschätzung ist indikativ und es besteht ein erhebliches Rezessionsrisiko, wenn die Kontrolle über das Virus nicht schnell erfolgt.

Obwohl die Verbreitung des Virus in Lettland derzeit geringer ist als in mehreren anderen europäischen Ländern, sind einige Wirtschaftszweige bereits mit den wirtschaftlichen Folgen konfrontiert, wie Tourismus und Gastgewerbe, Luftverkehr.  Darüber hinaus werden Maßnahmen zur Begrenzung der für die Ausbreitung des Virus erforderlichen Bevölkerungsmobilität die Wirtschaftstätigkeit weiter verringern. Die Ausbreitung des Virus im Kontext der Wirtschaft verursacht sowohl Nachfrage- als auch Vertrauensschocks (eingeschränkte Bevölkerungsmobilität und hohe Unsicherheit) und angebotsseitige Schocks (Lieferkettenbrüche).

Plötzliche Unterbrechungen der Lieferketten und eine kurzfristige Abschwächung der Nachfrage stellen Unternehmen vor die Herausforderung, einen ausreichenden Cashflow zur Deckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten bereitzustellen, was ihre Zahlungsfähigkeit langfristig gefährden kann. In diesem Zusammenhang ist es wichtig sicherzustellen, dass eine Abschwächung der Cashflows von Unternehmen weder zu Massenentlassungen, Vertragsverletzungen und einem dramatischen Anstieg der Unternehmensinsolvenz noch zu Kreditunterbrechungen durch eine Verschlechterung der Qualität der Bankaktiva und Kreditverzögerungen führt, die die Auswirkungen des Virus erheblich erhöhen würden und die Aussichten und die Dauer seiner Erholung verschlechtern würde.

Da die Ausbreitung des Virus und seine Auswirkungen auf die Wirtschaft nicht genau vorhergesagt werden können, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Behörden, Branchenverbänden und Unternehmen erforderlich, um die Entwicklungen zu verfolgen und die am stärksten vom Virus betroffenen Branchen und Unternehmen rechtzeitig zu ermitteln.  In diesem Zusammenhang ist die von der Europäischen Kommission geplante Lockerung der Vorschriften für staatliche Beihilfen wichtig, die den Regierungen der Europäischen Union helfen würde, die wirtschaftlichen Folgen des Virus zu bewältigen.

Bei der Planung von Unterstützungsmaßnahmen muss klar sein, dass das Hauptziel darin besteht, die Ausbreitung des Virus zu stoppen, was leider unausweichlich die Wirtschaft belasten wird. Daher sollten sich die Unterstützungsmaßnahmen auf die Abschwächung der nachteiligen Auswirkungen des Virus auf die Wirtschaft konzentrieren, wobei die Regierung eine zentrale Rolle spielt und eng mit lettischen und internationalen Institutionen wie der Finanz- und Kapitalmarktkommission, der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank, zusammenarbeitet.

Finanzpolitische Initiativen werden bereits durch eine äußerst stimulierende Geldpolitik unterstützt, die die notwendige Liquidität auf den Finanzmärkten und günstige Finanzierungsbedingungen für Wirtschaftsakteure bietet.

Die Auswirkungen von Covid-19 auf die Weltwirtschaft hängen im Allgemeinen vom Erfolg der Kontrolle über das Virus und somit der Ausbreitung des Coronavirus ab. Bisher wurde diese Herausforderung nicht sehr erfolgreich bewältigt und führte nicht nur zu erheblichen negativen Auswirkungen auf bestimmten globalen Sektoren (Tourismus und Gastgewerbe, Luftverkehr, Autoindustrie), sondern auch zu den Risiken einer globalen Rezession.